Patient Blood Management (PBM) – Informationen für Patienten

Für einen sorgsamen Umgang mit dem Blut der Patienten im Krankenhaus steht das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Behandlungskonzept Patient Blood Management (PBM).1
Das PBM-Konzept besteht aus über 100 Einzelmaßnahmen.2 Ziel ist es stets, die körpereigenen Blutreserven zu schonen und den für das Immunsystem belastenden Einsatz von Blutkonserven zu vermeiden. Grob beschreiben lässt sich das PBM-Konzept in drei Säulen.

PBM optimiert die medizinische Versorgung in allen klinischen Bereichen.
Erklärvideo des Universitätsklinikums Frankfurt am Main

Die drei Säulen des PBM-Konzepts

PBM Säule I: Blutarmut erkennen und behandeln

Bei Ihnen ist ein operativer Eingriff im Krankenhaus geplant? Sicherlich wurden Sie bereits über die Notwendigkeit des Eingriffs von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin aufgeklärt. Doch wurden Sie auch über das Risiko einer Blutarmut (Anämie) informiert? Vielleicht gehören Sie zu den 30 Prozent der Patienten, bei denen eine Blutarmut vorliegt, die unbehandelt ein zusätzliches Risiko zum operativen Eingriff für Sie bedeutet.3, 4

Dieses zusätzliche Risiko kann vermieden werden. Lassen Sie deshalb Ihr Blut testen!
Sie verbessern damit Ihre Chancen auf ein gutes Operationsergebnis und können so ggf. eine belastende Fremdblutgabe vermeiden.
 

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Woran lässt sich eine Blutarmut erkennen?

Hinweise auf eine Blutarmut können unter anderem blasse Mundschleimhäute und Bindehäute der Augen sowie Abgeschlagenheit und Müdigkeit sein. Sicher feststellen lässt sich die Blutarmut durch einen einfachen Bluttest, wie er routinemäßig in nahezu jeder Praxis durchgeführt wird.

Eine Untersuchung der Zellbestandteile Ihres Blutes gibt Aufschluss darüber, ob bei Ihnen eine Blutarmut vorliegt. Den entscheidenden Hinweis hierfür gibt der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert). Für nicht-schwangere Frauen gilt gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Schwellenwert von 12 g/dl und für Männer ein Schwellenwert von 13 g/dl.5

Welchen Risiken bin ich bei einer Blutarmut ausgesetzt?

Die Palette der möglichen Risiken ist vielfältig und kann beispielsweise bedeuten, dass eine chronische Krankheit verstärkt wird. Das ist dann häufig von einer längeren Verweildauer im Krankenhaus begleitet.

Weitere Risiken sind chirurgische Komplikationen, Infektionen, eine höhere Sterblichkeit und eine bis zu 5-fach höhere Wahrscheinlichkeit für die Gabe einer Bluttransfusion.6, 7, 8

Welche Möglichkeiten gibt es, eine Blutarmut im Vorfeld einer geplanten Operation zu behandeln?

Etwa die Hälfte der Anämien ist durch einen Eisenmangel bedingt.9 In diesen Fällen kann die Gabe von Eisen die Blutbildung anregen. Dadurch wird der Körper in die Lage versetzt, aus eigener Kraft die Zahl der roten Blutkörperchen und damit seine Blutmenge zu erhöhen. Aber auch die Gabe von Vitamin B12 und/oder Folsäure sowie die Blutbildung unterstützende Substanzen kommen zum Einsatz.

Welche Maßnahmen bei Ihnen sinnvoll sind oder ob bei Ihnen eine ganz andere Ursache für die Blutarmut besteht, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin individuell besprechen.

Was kann ich bzw. das Krankenhaus tun, um ein zusätzliches Risiko für eine Blutarmut zu verringern?

Fragen Sie gezielt nach Patientenblutmanagement im Krankenhaus! Gehört dieses zum Qualitätsstandard des Krankenhauses? Durch die Verwendung kleinerer Röhrchen zum Bluttest, die Vermeidung unnötiger Bluttests, Management der Blutgerinnung, gewebeschonende  Operationsmethoden sowie die Aufarbeitung und Rückführung von aufgefangenem Wundblut lassen sich zum Wohle der Patienten viele krankenhausbedingte Anämien und auch die Gabe von Bluttransfusionen vermeiden, die das Immunsystem der Patienten zusätzlich zum Operationsstress belasten.

PBM Säule II: Schonung der patienteneigenen Blutreserven

Blut sichert die gleichmäßige Versorgung des Organismus mit Sauerstoff und Nährstoffen. Gerade bei planbaren Operation gilt es daher, die wertvolle Ressource Blut vor, während und nach dem Eingriff zu schonen. Dies kann unter anderem durch folgende Maßnahmen erreicht werden:

 

PBM Säule III: Unnötige Bluttransfusionen vermeiden

Die Gabe von Fremdblut in Form von Blutkonserven ist für das Immunsystem belastend und oft mit einer gestörten Wundheilung und/oder erhöhten Infektionsraten verbunden. Bluttransfusionen sollten daher auf ein Mindestmaß reduziert oder ganz vermieden werden.9 Dabei gilt stets die maxime "So viel wie nötig, so wenig möglich. Das bedeutet auch für Sie als Patientin oder Patient mehr Sicherheit.

Hoher Verbrauch von Spenderblut in Deutschland

In keinem anderen Land wird pro Kopf so viel Spenderblut verbraucht wie in Deutschland. Allein im Jahr 2017 wurden hierzulande mehr als 3,2 Millionen Blutkonserven eingesetzt.10 Mit einem konsequenten Patient Blood Management (PBM) könnten deutsche Krankenhäuser jedoch rund eine Million Blutkonserven pro Jahr einsparen.10 Damit werden Patientinnen und Patienten auf Operationen besser vorbereitet, unnötige Blutverluste reduziert und Transfusionen samt ihren Risiken seltener.

Quellen:

[1] Weltgesundheitsorganisation (WHO). World Health Assembly Resolution WHA63.12 [2] Meybohm P et al. Transfus Med Rev 2017; 31: 62–71 [3] Baron DM et al. Br J Anaesth 2014; 113: 416–423 [4] Fowler AJ et al. Br J Surg 2015; 102: 1314–1324 [5] Musallam KM et al. Lancet 2011; 378: 1396–1407 [6] Beattie WS et al. Anesthesiology. 2009; 110(3):574–581 [7] Fowler AJ et al. Br J Surg. 2015; 102(11):1314–1324 [8] Musallam KM et al. Lancet. 2011; 378:1396–1407 [9] Gombotz H. und Hofmann A. Anaesthesist 2013; 62: 519–527 [10] BARMER Krankenhausreport 2019, online unter https://magazin.barmer.de/wp-content/uploads/2019/09/dl-report-komplett.pdf (letzter Zugriff: 17.10.2019)

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